Die gemeinnützige Forschungs- und Entwicklungsorganisation (F&E) Drugs for Neglected Diseases initiative (Initiative Medikamente gegen vernachlässigte Krankheiten, DNDi) führt eine neue Agenda für die Wirkstofferforschung, Medikamentenentwicklung und den Zugang zu Behandlungen ein. Diese geht noch stärker auf die Bedürfnisse vernachlässigter Patient:innen ein, bereitet auf zukünftige Pandemien sowie vom Klima beeinflusste Krankheiten vor und räumt der Entwicklung geeigneter Behandlungen für Frauen und Kinder Priorität ein.
Im Rahmen ihres Strategieplans 2021-2028 nimmt sich die Organisation vor, 15 bis 18 neue Behandlungen zu entwickeln. Damit wären es insgesamt 25 neue Behandlungen in ihren ersten 25 Jahren.
Seit ihrer Gründung im Jahre 2003 hat DNDi acht Behandlungen für vernachlässigte Patient:innen bereitgestellt. Darunter ist mit dem jüngst entwickelten Fexinidazol die erste rein orale Behandlung der Schlafkrankheit und die erste neue chemische Substanz (NCE), die von DNDi hervorgebracht wurde. DNDi strebt an, bis 2024 zehn bis zwölf Behandlungen aus ihrem aktuellen, ausgereiften Portfolio sowie fünf bis sieben Behandlungen aus NCEs eines früheren Stadiums und einer Portfolio-Erweiterung zu entwickeln, um neue Bereiche mit einem dringend notwendigen medizinischen Bedarf anzugehen.
Der Plan wurde nach einem einjährigen Konsultationsverfahren mit den Gründungspartnern von DNDi, führenden Expert:innen aus der globalen Gesundheitsforschung und der Industrie sowie Dutzenden von DNDis mehr als 200 Partnerorganisationen auf der ganzen Welt entwickelt.
„Unser Strategieplan wird zu einem Zeitpunkt beschlossen, als die COVID-19-Krise ein grelles Licht auf die Ungleichheiten unseres globalen biomedizinischen Systems wirft, welches zu lange die F&E-Bedürfnisse vernachlässigter Bevölkerungsgruppen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ignoriert hat“, so Dr. Bernard Pécoul, Geschäftsführer von DNDi. „Unsere Vision für die globale Gesundheitsforschung und -entwicklung in diesem Jahrzehnt ist es, zu einem gerechteren System für Innovation und Zugang beizutragen, in welchem wir nicht nur eindeutige Behandlungslücken bei Infektionskrankheiten schließen, sondern auch dazu beitragen, weitreichendere systemische Veränderungen voranzutreiben, die notwendig sind, um den Zugang zu den Früchten des wissenschaftlichen Fortschritts für alle Notleidenden sicherzustellen.“
DNDi wird den Bedürfnissen von Patient:innen Vorrang einräumen, die von vernachlässigten Tropenkrankheiten und Viruserkrankungen betroffen sind, da diese von ohnehin gefährdeten und vernachlässigten Bevölkerungsgruppen einen unverhältnismäßig hohen Tribut fordern. Dazu wird die Organisation mit ihren Gründungspartnern, führenden Wissenschaftler:innen und Forschungspartnern in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen als gleichberechtigte Partner:innen zusammenarbeiten, um F&E-Prioritäten zu definieren sowie Süd-Süd- und überregionale Forschungskooperationen zu stärken. Wir gehen Partnerschaften ein, um durch den Ausbau von Branchennetzwerken, insbesondere in Ländern mit niedrigerem und mittlerem Einkommen, Wirkung zu erzielen. Außerdem wird sich DNDi weiterhin für eine offene, transparente und kollaborative Forschung einsetzen – und für die Maßnahmen und das politische Engagement eintreten, die für eine Neuausrichtung des globalen biomedizinischen F&E-Systems notwendig sind, damit es sich nicht an Gewinnen, sondern an den Bedürfnissen der Patient:innen orientiert.
DNDis Strategieplan wurde heute im Rahmen eines Webinars vorgestellt, an dem Dr. Marie-Paule Kieny, Forschungsdirektorin des INSERM und Vorstandsvorsitzende von DNDi, Dr. Bernhards Ogutu, Forschungsleiter des KEMRI und Vorstandsmitglied von DNDi, Dr. Jeremy Farrar, Direktor von Wellcome, Dr. Soumya Swaminathan, Chef-Wissenschaftlerin der Weltgesundheitsorganisation, und Dr. Bernard Pécoul, Geschäftsführer von DNDi, teilnahmen.
DNDi wird sich um die Unterstützung von Regierungen, anderen Finanzierungsinstitutionen und privaten philantropischen Förderern bemühen, um für den Zeitraum 2021-2028 612 Millionen Euro aufzubringen, von denen 136 Millionen Euro bereits gesichert sind.
Über die Drugs for Neglected Diseases initiative (DNDi)
Als eine unabhängige, internationale gemeinnützige Organisation im Bereich Forschung und Entwicklung arbeitet DNDi an neuen bezahlbaren und zugänglichen Behandlungen für vernachlässigte Patient:innen, die an der Chagas-Krankheit, der Schlafkrankheit (Afrikanische Trypanosomiasis), Leishmaniose, Wurmkrankheiten wie der Flussblindheit, Mycetom, pädiatrischem HIV oder Hepatitis C leiden. Darüber hinaus koordiniert DNDi eine klinische Studie in Afrika, die neue Behandlungen für Covid-19-Fälle mit milden bis moderaten Krankheitsverläufen identifizieren soll. Seit ihrer Gründung in 2003 konnte DNDi bis heute acht neue Behandlungen bereitstellen. Dazu gehören neue Medikamentenkombinationen für Kala-Azar, zwei Malariamittel mit fester Dosis sowie DNDis erste erfolgreich entwickelte neue chemische Substanz Fexinidazol, die in 2018 die Zulassung für die Behandlung von beiden Stadien der Schlafkrankheit erhalten hat. dndi.org
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Photo credit: Lameck Ododo/DNDi