Der chilenisch-französische Arzt und Experte für globale Gesundheit Dr. Luis Pizarro ist neuer Geschäftsführer der internationalen gemeinnützigen Initiative Medikamente gegen vernachlässigte Krankheiten (Drugs for Neglected Diseases initiative, DNDi). Er tritt damit die Nachfolge von Dr. Bernard Pécoul an, der die Organisation vor 19 Jahren gegründet hat.
DNDi wurde 2003 durch die humanitäre Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (Médecins Sans Frontières, MSF), das Indian Council of Medical Research (ICMR), die Oswaldo Cruz Stiftung aus Brasilien, das Kenya Medical Research Institute (KEMRI), das malaysische Gesundheitsministerium und das Institut Pasteur in Frankreich unter Beteiligung des Special Programme for Research and Training in Tropical Diseases der Weltgesundheitsorganisation (WHO/TDR) gegründet. MSF hatte zuvor einen Teil des mit dem 1999 verliehenen Friedensnobelpreis verbundenen Preisgelds dazu verwendet, ein neues, alternatives, gemeinnütziges Modell zur Entwicklung von Medikamenten für vernachlässigte Bevölkerungsgruppen zu entwickeln.
Seitdem hat DNDi zwölf neue Behandlungen für sechs tödliche vernachlässigte Krankheiten entwickelt und bereitgestellt. Mit mehr als 250 Mitarbeiter:innen aus 37 Nationen in neun Zentren in Afrika, Südost- und Ostasien, Nord- und Lateinamerika steuert DNDi globale und Süd-Süd-Kooperationen mit über 200 öffentlichen und privaten Partner:innen.
Unter der Leitung von Dr. Pizarro, der in Chile geboren wurde, in Frankreich studiert und mehrere Jahre lang medizinische Projekte in West- und Zentralafrika geleitet hat, strebt DNDi an, bis 2028 weitere 13 Behandlungen bereitzustellen und den Aufbau eines gerechteren Systems für den Zugang zu Innovationen zu unterstützen. Dazu wird die Organisation u.a. vom Klima beeinflusste Krankheiten bekämpfen, Forschung für die Gesundheit von Kindern priorisieren, eine gendergerechte Forschung und Entwicklung (F&E) vorantreiben und sicherstellen, dass die Ergebnisse neuer Forschung und medizinischer Technologien auch die am meisten vernachlässigten Patient:innen erreichen.
„Ich fühle mich sehr geehrt und freue mich darauf diese neue Aufgabe zu übernehmen“, so Dr. Pizarro. „Die zahlreichen globalen Herausforderungen, denen wir uns heute gegenübersehen – vom Klimawandel bis zur wirtschaftlichen Instabilität – werden die Schwächsten auf der Erde weiterhin unverhältnismäßig stark belasten. Vom Klima beeinflusste Krankheiten wie Denguefieber nehmen bereits zu, und die Coronapandemie hat gezeigt, dass die Mehrheit der Weltbevölkerung nach wie vor keinen Zugang zu den Ergebnissen medizinischer Forschung hat. Mehr denn je braucht es patientenzentrierte, gemeinnützige Modelle zur Entwicklung von Medikamenten, wie DNDi.“
Der Arzt Dr. Pizarro war von 2007 bis 2019 der erste Geschäftsführer von Solthis, einer internationalen Gesundheitsorganisation, die sich für einen besseren Zugang zur medizinischen Versorgung von Patienten mit HIV und der Gesundheit von Müttern und Infektionskrankheiten in Westafrika einsetzt. 2020 übernahm er bei der Organisation Unitaid in leitender Funktion das Management des HIV-Portfolios und der damit verbundenen Zugangsprogramme zu Medikamenten. Außerdem ist er Gründer und Mitglied des Think-Tanks Global Health 2030, wissenschaftlicher Berater für globale Gesundheit an der Hochschule Sciences Po Paris und Vorstandsmitglied von Sidaction.
„Luis bringt seine langjährige Führungserfahrung bei DNDi ein. Er hat sich für eine Verbesserung des Zugangs zur medizinischen Versorgung für vulnerable Bevölkerungsgruppen bereits erfolgreich eingesetzt. Außerdem verfügt er über fundierte Fachkenntnisse im Bereich der globalen Gesundheit und hat es sich zur Aufgabe gemacht, gleichgesinnte Akteure zusammenzubringen.“, so Dr. Marie-Paule Kieny, Vorstandsvorsitzende von DNDi. „Er ist wie dafür geschaffen, bei DNDi das nächste Kapitel aufzuschlagen. Ich freue mich, ihn bei der Erfüllung unseres Auftrags und bei der Pflege der strategischen Allianzen, die uns weiter voranbringen, zu begleiten. Im Namen des Vorstands danke ich Bernard herzlich für seine außergewöhnliche Führungsstärke und sein bemerkenswertes Engagement, mit der er DNDi zu der wirkungsvollen Produktentwicklungspartnerschaft gemacht hat, die sie heute ist.“
Unter der Leitung von Dr. Pécoul hat DNDi zwölf neue Behandlungen für vernachlässigte Krankheiten bereitgestellt, u. a. für die Schlafkrankheit, Leishmaniose und für Kleinkinder und Säuglinge mit HIV. Es ist ihm gelungen, starke Partnerschaften mit Wissenschaft, öffentlichen Forschungsinstitutionen und globalen Pharmaunternehmen aufzubauen, die in der Vergangenheit wenig Interesse an vernachlässigten Krankheiten hatten. Das zeigt, dass ein alternatives Modell für die Medikamentenentwicklung, das nicht auf Gewinnmaximierung, sondern auf den Bedürfnissen der Patient:innen beruht, erfolgreich sein kann.
„Ich freue mich, das Zepter an Luis zu übergeben. Er wird DNDi wird so lenken, dass die Organisation ihre Zusagen einhalten kann, in unseren ersten 25 Jahren 25 neue Behandlungen zu entwickeln“, ist sich Dr. Pécoul sicher. „Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, wird DNDi Süd-Süd- und überregionale Kooperationen fördern, Forschung aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen integrieren und klinische Forschungsnetzwerke in endemischen Regionen stärken. Dazu ist Luis die ideale Besetzung.“
Über DNDi
Als gemeinnützige Forschungs- und Entwicklungsorganisation arbeitet DNDi an der Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten für Patient:innen mit vernachlässigten Krankheiten wie der Chagas-Krankheit, der Schlafkrankheit (Afrikanische Trypanosomiasis), der Leishmaniose, Filarieninfektionen, Myzetom, HIV-Infektionen bei Kindern und Hepatitis C sowie Denguefieber. Zudem koordiniert DNDi die klinische Studie ANTICOV zur Erforschung von Behandlungsmöglichkeiten für leichte bis mittelschwere COVID-19-Verläufe in Afrika. Seit der Gründung im Jahr 2003 hat DNDi bereits zwölf Therapien entwickelt. Darunter sind neue Medikamentenkombinationen für Leishmaniose, zwei Kombinationspräparate für Malaria sowie die erste von DNDi eigenverantwortlich entwickelte chemische Substanz Fexinidazol, die 2018 in Tablettenform für die Behandlung beider Stadien der Schlafkrankheit zugelassen wurde. dndi.org
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Photo credit: Kenny Mbala-DNDi